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Kirgistan 2017 - die Kurzfassung


Nicht jeder will alle Bilder und die ganze Geschichte - auf dieser Seite ist das "Best Of" von 3 Wochen Kirgistan.
Bei jedem Abschnitt gibt es einen Link zu einer Seite der Langversion mit 4x so viel Details, reisepraktischen Hinweisen und Bildern. Jeder Abschnitt umfasst ca. 3 Tage:

  1. Vorspiel, Anreise, Bishkek
  2. Bishkek - Kochkor - Köl Ükök
  3. Köl Ükök - Issyk Köl - Tong - Saska - Karakol
  4. Routenänderung: Ara-Bel, Barskoon und ein Notschlafplatz am See
  5. Kochkor-Naryn und fast nach China
  6. Tasch Rabat - Mels Ashuu - Song Köl
  7. Song Köl - Kyzil-Oy
  8. Kyzil-Oy - Bishkek
  9. Nachbereitung

 

 


1) Vorspiel, Anreise, Bishkek

(zur ausführlichen Fassung geht es hier)

 

Unser Freund K. hat Ortskenntnisse und stellt Eva, Paul und mir eine dreiwöchige Rundreise zusammen, die wir nach unseren Vorstellungen anpassen - wir wählen einen abenteuerfesten Wagen mit Übernachtungsoption und versuchen, auf der Reise so wenig Termine (Buchungen) wie möglich zu haben, um unterwegs flexibel zu sein. Hier die geplante 2500-km-Route (grün). Wir werden die zweite Hälfte unserer Reise mit K. gemeinsam reisen, und halten ihm einen Platz im Wagen frei.

Oberhalb zum Größenvergleich: Kirgistan ist etwa so lang wie Österreich und die Schweiz zusammen.

Im Taxi zum Flughafen schaut unser Gepäck dann so aus:

Der Flug Graz-Istanbul dauert netto 2,5 Stunden, dann nochmal gut 5 Stunden Flug der Sonne entgegen.

* Nacht im Flieger *

 

Bishkek

Nach einer eher abenteuerliche Fahrt über 20 km auf der Schnellstraße (querende Kühe, die aufgemalten Fahrspuren werden wenig beachtet) dann Early Check-in in unserem vorgebuchten Hotel. Wir bekommen noch ein Frühstück, dann duschen, ein bisserl Zeug sortieren und eine Runde rasten ...
Abends gehen wir nett abendessen - weil in Kirgistan heißen auch die Restaurants "Cafe", auch wenn es sich um ein gehobenes Speiserestaurant handelt.

Kirgistan: Seit 1991 als erstes Land der ehemaligen Sovjetunion unabhängig, und als einziges Land in Zentralasien eine parlamentarische Demokratie

Kleiner Spaziergang: Die Hauptstadt Bishkek ist schachbrettartig angelegt und besitzt viele Blickachsen, über viele hundert Meter Rosenbeete, Spazierwege, Brunnen. Das grüne Gebäude links ist ein automatisches Toilettenhäuschen, das man zum Preis von 5 Som (6 cent) benützen darf. Gleich dahinter links die Philharmonie und in der Ferne das an der Chuy stehende tempelähnliche Rathaus. Die Chuy Avenue ist so etwas wie die Wiener Ringstraße, alle wichtigen Gebäude der Stadt sind dort versammelt und warten auf uns - morgen.

*Übernachtung im Soluxe Hotel*

Das Frühstück ist ganz OK, nur der Kaffee ist instant weil die Kapselmaschine defekt ist. Und es gibt nur Toastbrot - ohne Toaster. Auf dem Weg zu unserem Zimmer im ersten Stock stolpern wir mehrmals, immer an der gleichen Stelle. Genauere Beschau ergibt: diese eine Stufe ist zwei Zentimeter höher als die anderen, und die davor etwas niedriger. Wir werden noch merken, dass das ein Merkmal ALLER kirgisischen Treppen ist.

Heute ist Bishkek-Besichtigungstag, und wir haben für abends die Übernahme von Wagen und Dachzelt vereinbart. Da unser Hotel günstig liegt, können wir zu Fuß los.

Wir wandern die Chuy-Avenue bis zum Hauptpostamt um Marken zu kaufen, am Weg viele Parks und der Regierungssitz, der Hauptplatz (Ala-Too Square). Auf der Chuy betrachten wir ein wenig den Verkehr. Kaum Gehupe, recht diszipliniertes Geschehen, auch die Ampeln werden beachtet. Bin ich im falschen Film? Fast wie daheim, samt der typischen grünen Grazer Stadtbusse:

Bei genauer Betrachtung offenbaren sich aber doch Unterschiede: Parallel zu den großen Bussen fahren jede Menge kleiner Mercedes-Busse mit Nummern herum. Diese ganz Kirgistan erschließenden Minibusse, meist ältere Mercedesbusse oder Sprinter mit oft deutschen Aufschriften, haben auch eine ehemals deutsche Bezeichnung: Marschrutka, was wohl von "Marschroute" kommen soll. Sie fahren fixe Strecken, aber ohne Fahrplan. Ist eine Marschrutka voll, dann fährt sie los. Unterwegs kann man sie durch Handzeichen anhalten um zuzusteigen.

Es gibt Countdown-Ampeln:

Es gibt auch Limonade, die aus frischen Minzblättern, Zitronenscheiben und je einem Schuss Zitronensirup und Minzsirup auf viel Eis zusammengerührt wird. Und wenn man Glück hat brauchbaren Kaffee:

Ein junger Hirtenstar ( Acridotheres tristis ) matcht sich mit den Tauben um die Brotstücke der Parkbesucher. Diese Vögel haben einen Gesang, der mich an australischen Regenwald erinnert: Song

Die Tauben sind teilweise auch besonders:

Geld: Der Kurs liegt bei 80 Som pro Euro:

Hinter den Kursschild sieht man einen der zahlreichen Verkaufsstände, wo Getränke angeboten werden, gut gekühlt aus dem Thermobehälter:

Es hat gut 30°C, und überall nützen große und kleine Leute die Brunnen für eine Abkühlung:

Der Mann auf seinem Ross ist Manas, Held im längsten Epos der Welt und steht vor der Philharmonie:

Die kirgisische Flagge wird heuer 25 - sie zeigt eine gelbe Sonne mit 40 Strahlen. Die Strahlen stehen für die kirgisischen Stämme. Im Zentrum der Sonne ist eine stilisierte Darstellung eines Tündük zu sehen, dem Herzstück einer traditionellen kirgisischen Jurte - in ihm laufen alle Dachstreben zusammen.

Hier gibt es INTERNET:

Gegen 23 Uhr machen wir uns auf den Rückweg zum Hotel, durch den Panfilow Park, einer Art Prater mitten in Bishkek. Es gibt allerlei Fahrgeschäfte, und viele Familien sind auch so spät noch mit ihren Kleinkindern unterwegs.

Erst spät am Abend bekommen wir endlich unseren Mietwagen zugestellt. Ein Fenster und eine Türe lassen sich nicht öffnen, und die Batterie scheint schwach, aber "it is a Russian car" meint Asamat achselzuckend. "They come from the factory like that".

Der UAZ-469 "Hunter" hat einen modernen 2,7-Liter Benzinmotor, zuschaltbaren Vorderradantrieb und manuelle Freilaufnaben. Für uns ausschlaggebend war neben der Geländegängigkeit der Einheimischenbonus (fällt kaum auf), und die Tatsache, dass man darin schlafen kann und ihn auch mit Dachzelt um überschaubares Geld mieten kann.

Geplante Maximalroute für die nächsten knapp 20 Tage: 2500 km

*Übernachtung im Soluxe Hotel*

 


2) Bishkek - Kochkor - Köl Ükök

(zur ausführlichen Fassung geht es hier)

 

Wir packen unsere Sachen ins Auto und die Möbel unter die Dachzelthaube.

Das Getriebe dürfte schon mal getauscht worden sein gegen ein nicht ganz passendes, denn das Gerät zeigt überland 160 km/h an - bei erlaubten und laut GPS gefahrenen 90 km/h:



Nach dem Einkauf geht es in Richtung Osten, doch bald macht der Wagen Probleme: die Ladespannung liegt laut Voltmeter bei 10 Volt und sinkt deutlich wenn man Licht einschaltet. Irgendwann geht der Motor aus, als ich in den 5. Gang schalte. Es muss wohl am Strom liegen, denn wenn ich das Licht ausschalte, läuft er wieder. Mist!

Bei der nächsten Tankstelle finden wir den Fehler schnell - es ist nur ein abgefallenes Reglerkabel. Hurra! Mit dem Leatherman ein bisserl nachgebogen hält der Stecker wieder.

Nach einer Nachmittagsjause folgen wir der Route zum Konortchock Canyon, unserem ersten Schlafplatzerl. Wir haben einen kleinen Umweg gemacht und sind auf Nebenstraßen unterwegs. Haben schöne Ausblicke auf die Berge, wir sichten einige Wiedehopfe an der Straße und jede Menge Weidevieh an den Hängen.

An einer Quelle tanken wir einige Flaschen Trinkwasser und erreichen kurz darauf einen kleinen Canyon, wo wir einen geeigneten Platz zum Übernachten finden.

*Übernachtung Wildcamp*

 

Am nächsten Morgen sortieren wir unser Zeug durch und fahren erst gegen Mittag weiter..

Unser heutiges Ziel ist der Gebirgssee Köl Ükök, den wir erwandern möchten, und zuvor ein wenig Einkauf.

Wir verlassen die E365 und damit die alte Seidenstraße und fahren über einen Pass vorbei am Stausee Orto Tokay nach Kochkor.

Die Verwaltungshauptstadt Kochkor ist trotz ihrer 15.000 Einwohner noch sehr dörflich - im Zentrum ist der Bazar mit seinen vielen Verkaufsständen - und die Ampel.
Am Programm steht der Einkauf eines Handbesens, Olivenöl und vor allem Frisches vom Markt ist gefragt: Melone.

Was im Straßenbild außerhalb Bishkeks auffällt: wer es sich als Privatmensch leisten kann, fährt Audi:

Russische LKW werden gerne als fahrende Lager für die Marktstände verwendet. OK, manche fahren auch schon lange nicht mehr:

Manche der alten russischen Wagen werden aber noch liebgehabt und kriegen zumindest sportliche Aufkleber!

Nach dem Mittagessen, wo wir aus der komplett kyrillisch geschriebenen Speisekarte etwas herausraten, fahren wir weiter in die Berge, zum Startplatz unserer morgigen Wanderung. Joi, ist das eine Rumpelpiste! Gut dass unser Wagen dafür gebaut wurde. er liefert uns am Ende des Weges auf 2650 m Seehöhe ab.

Oben auf der Alm finden wir einen schönen Stellplatz, jausnen noch etwas und beschließen den Tag.

Dieser Herr ist sommers auf der Alm mit seinen Tieren, samt Familie. Hier hat er sein Jüngstes mit, ein Jahr alt. Angeblich lernen die Kinder hier reiten, bevor sie laufen lernen:

Das Lager wird aufgeschlagen: Die rote Leiter ist unser Lieblingsmöbel geworden, auch praktisch als Ablage oder Waschtisch, wenn man mal nicht das Zelt auf- oder abbaut.

Der Bach ist unser Badezimmer: Schmelzwasser, direkt vom Gletscher in Sichtweite. Hier müssen wir morgen durch, wenn wir zum See wandern wollen.

Es regnet nachts immer wieder mal, und wir sind froh das Heckzelt aufgestellt zu haben. Ob das morgen was wird mit unserer geplanten Wanderung zum Köl Ükök?

*Übernachtung Wildcamp*

 

Nach einer guten Nacht entdecke ich beim morgendlichen Spaziergang jede Menge Murmeltierbauten:

Wir gehen es langsam an, wir laufen ja daheim nicht immer auf knapp 3000 m herum.


Kochtisch. Den Eierkarton haben wir übrigens drei Wochen lang verwendet - im Land gab es Eier nur einzeln oder im Plastiksack.

Wasserstelle.


Marmelade ... wir dachten wir hätten einen Smoothie gekauft - aber Tee mit Marmelade, ein kirgisischer Klassiker.

Um 11:15 gehen Eva und ich los, Paul bleibt beim Wagen - er ist noch im Schlafsack.

Für die erste Furt müssen die Schuhe aus.

Von da an geht es immer über blühende Almwiesen bergauf. Einige Wanderer und auch Reiter begegnen uns.

Kurz nach 14 Uhr sind wir oben beim See. Das Wetter wird schlechter und wir gehen flott in zwei Stunden zum Wagen. Einige Regenschauer erwischen uns, es wird kalt und windig. Beim Auto hört der Regen auf und die Sonne kommt raus - Zeit für die Melone!

Wir sind zu müde zum Weiterfahren, also bleiben wir noch eine Nacht.

*Übernachtung Wildcamp*

 


3) Köl Ükök - Issyk Köl - Tong - Saska - Karakol

(zur ausführlichen Fassung geht es hier)

 

Ein sonniger ruhiger Morgen. Beim Morgenspaziergang überrasche ich zwei Murmeltiere, und als ich die Kamera schussbereit habe, hat das eine gerade eine Dohle vom Eingang seines Baus vertrieben:

Während des eigentlich gemütlichen Frühstücks frischt es auf, das Dachzelt klappen wir schon zu zweit ein, und das Heckzelt zu dritt gerade noch, bei Sturm.

Nass und verfroren fahren wir im Schneckentempo zu Tal. Einige Male rutscht der UAZ aber ich kann ihn gut wieder einfangen. Der Scheibenwischer funktioniert, das Gebläse lärmt, und die Scheibe will immer abgewischt werden. Irgendwann sind wir endlich endlich unten und der Regen hört auf.

Weiter geht es zu Issyk Köl, dem größten See im Land und flächenmäßig zweitgrößten Gebirgssee der Welt nach dem Titicacasee. Er ist 182 x 60 km groß und aufgrund seiner enormen Tiefe von bis zu 668 m der zehntgrößte See der Welt - dem Volumen nach. Zu Sovjetzeiten wurde der See für den Test von Torpedos genützt und war zu großen Teilen Sperrgebiet.

Nach etwa 120 km sind wir in der Nähe der Tomg-Halbinsel. Mittagessen kriegen wir im Zentrum neben dem Tourismusbüro der CBT (Community Based Tourism). Wir lernen Lagman kennen, einen Nudeleintopf mit viel Fleisch und Gemüse, den es fast überall zu kaufen gibt:

Auch gibt es dort WLAN, wir organisieren von eine Übernachtung im Meiman Ordo Yurt Camp.

Die Jurte kostet uns zu dritt mit Frühstück 2700 Som (32 Euro). Schnell werden für uns 3 Betten auf dem Teppichboden gemacht und wir können einziehen. Die Jurte steht auf einem Betonsockel und innerhalb einer regensicheren Außenjurte aus Segeltuch, verfügt über einen großen LED-Strahler in der Mitte, zwei Steckdosen und Internetzugang.

Bei Sonnenuntergang gehen Paul und ich noch eine Runde schwimmen im erstaunlich warmen See. Der liegt zwar auf 1609 m, ist aber angeblich 23° warm.

*Übernachtung Jurte*

 

Wir schlafen so gut in der dunklen Jurte, dass wir fast das Frühstück verpassen. Es gibt Spiegeleier, einen Tomaten-Gurkensalat, Brot, Marillenmarmelade, Tee, Süßkram. Der Tee wird mit heißem Wasser in einem kleinen Schälchen zubereitet, indem ein Teebeutel 5 Sekunden darin geschwenkt wird. Ein Beutel reicht so für mehrere Tassen.

Heute ist ein Ruhetag, wir waschen nochmal Wäsche und es ist auch Zeit zum Essen kochen - gebratenes Gemüse gibt es:

Gegen 16 Uhr fahren wir an Badestränden entlang weiter nach Osten, die Tong-Halbinsel ist DAS Badezentrum am Südufer des Issyk Köl. Man kann Getränke kaufen, Schwimmreifen, Luftmatratzen, alle sind fröhlich hier. Die gute Tat des Tages: Wir können dank Allrad einer Familie helfen, deren Wagen im Tiefsand festsitzt:

Wir fotografieren vor Tosor eine riesige sitzende Figur am Berghang und eine verlassene Anlage am Ufer, über die weder im Reiseführer noch im Internet etwas zu erfahren ist. Man erklärt uns später, das sei wohl eine Gedenkstätte für den berühmten kirgisischen Manastschi Sayakbay Karalaev, er war einer der letzten "Manastschi", die das komplette Manas-Epos vortragen konnten.
Der Herr Sayakbay Karalaev ziert übrigens auch den aktuellen 500-Som-Geldschein:

Scheints kam das Projekt nicht so richtig ins Laufen, heute ist es verlassen und das Tor zur prächtigen Anlage zugeschweißt:

Nach 30 km erreichen wir den "Fairy Tale Canyon" bei Saska.

Eineinhalb Stunden durchwandern wir die bunten Sandsteinfelsen, bevor die Sonne sich hinter einer Wolkenbank versteckt.

Zurück bei der Jurte: Eine schnelle Runde schwimmen im See geht sich vor dem Abendessen um 20 Uhr noch aus.

 

Marillengegend - winzig aber wohlschmeckend!

*Übernachtung Jurte*

Am nächsten Tag geht es 130 km nach Kochkor, einkaufen, und dann versuchen die Radonquellen von Altyn Arashan zu erreichen. Dauert halt alles etwas länger, die Straße lässt kaum mehr als 80 km/h zu und die nicht oft. Ein russisches Sprichwort sagt "Wer geradeaus fäht muss betrunken sein", und das gilt durchaus auch für die "Ring Road" um den See, die reichlich Bodenwellen und Schlaglöcher zu bieten hat. Fährt man die Kurven mit Normaltempo, dann kann es einen schon mal um einen Meter von der Ideallinie versetzen.

Mittagessen: Beschbarmak, ein Nationalgericht aus Nudeln, Zwiebeln und Lammfleisch. Beschbarmak bedeutet "fünf Finger", angeblich weil es nach Nomadenart ohne Besteck gegessen wird. Dann ist es aber meistens in Nudelteig verpackt:

Und eine Suppe mit sehr (!) viel Butter drin und fleischgefüllten Nudeln.

So nobel der Speisesaal ist, so kirgisisch sind leider die Plumpsklos im Hof. Es gäbe zwar immerhin Einzelkabinen, aber der Gestank lässt mich Geschäftliches auf später verschieben.

Karakol ist dann wie jede Stadt anstrengend für uns. Viel Verkehr, Baustellen, Staub, fehlender Fahrtwind sind Teile des Puzzles. Nach dem Einkauf geht es in Richtung Berge, und erreichen bald die Fahrstraße nach Altyn Arashan, einer Alm mit Badehütten, wo man im radonhaltigen Wasser baden kann.

15 km soll sie lang sein, wir geben nach schwach einem Drittel auf. In Wirklichkeit ist das ein Wanderweg. Das Gerumpel und Geschaukel macht keinen Spaß, wir sind mit Fußgängertempo unterwegs. Nach einem besonders argen Stück ist das Tal etwas weiter, hier können wir gut übernachten und morgen wenden.

*Übernachtung Wildcamp*

 


4) Routenänderung: Ara-Bel, Barskoon und ein Notschlafplatz am See

(zur ausführlichen Fassung geht es hier)

 

Als die ersten Wanderer, Reiter und russischen Geländewagen und LKW vorbeikommen, sitzen wir gerade beim Frühstück und die ersten warmen Sonnenstrahlen ereichen unseren Platz, so gegen 9. Wir werden die Wanderung zum Bergsee Ala Köl auslassen und uns etwas mehr Zeit für den Rest der Strecke nehmen. Auch die Fahrt über die Arabel-Hochebene wird zu Gunsten der Seeuferstraße aufgegeben.

Also rumpeln wir den Wanderweg wieder runter:

Dieser lustige Bus ist ein UAZ-452 (Spitzname Buhaka = Brot), und wird wie auch unser Wagen in der Automobilfabrik in Uljanowsk gebaut, seit 1965 (UAZ = Uljanowski Awtomobilny Zawod). Er hat Allradantrieb und fährt in der Ex-UdSSR millionenfach herum.

Dann schauen noch ins Nebental rein, wo sich in Ak-Suu ein paar kleine private Thermalbäder befinden. Per Asphaltstraße erreichbar :-)

Wir können in Karakol Geld beheben, und auch ganz einfach unser Handyguthaben aufladen - der passende orange Automat steht auch dort. Mobilnummer eingeben, Geldschein einlegen, fertig.

Dann Siestapause:

Wir recherchieren ein anscheinend nettes Guest House, das Christoph in Bishkek erwähnt hatte. Eineinhalb Stunden und 60 km später sind wir da:

Eine kleine Oase inmitten von Selbstversorger-Bauernhöfen empfängt uns. Wir beziehen unser kleines Dreibettzimmer und Eva und ich gehen schwimmen, der See ist nur 5 Gehminuten entfernt. Am Strand ist viel los, Badebetrieb, sehr viele Kinder spielen im Wasser und am Sandstrand.

Ein Detailbild der Heizungsinstallation - wer braucht schon Fittings?

Wir erfahren einiges über die Familie. Die Großmutter hatte einst Juri Gagarin getroffen, als dieser nach seinem ersten und einzigen Weltraumflug im April 1961 am Issyk Köl auf Erholung war:

Einige Jahre zuvor, so um 1957, hat die Großmutter den traditionellen Aussteuer-Wandteppich gewebt, der in der sehr schönen Gästejurte hängt, und vor dem sie sich gern fotografieren lässt:

Die passende Jurte steht im Garten:

Wir dürfen auch:

*Übernachtung Guest House*

Wir sind gegen 09:30 wieder unterwegs, zum Barskoon-Wasserfall.

Die Piste ist wegen der weiter oberhalb gelegenen Goldmine gut in Schuss, bald können wir den Wagen bei den Imbissbuden am Beginn des Wanderweges abstellen. Pferderitte werden angeboten, es gibt ein paar Klohütten, und einen Miniladen.


Ein junger Steinadler


Juri was here!

Die kurze Wanderung führt zum untersten Wasserfall, der hübsch ist, aber man hat als Alpenbewohner schon beeindruckendere gesehen. Wir schenken uns die weitere Wanderung zur nächsten Stufe hinauf, wollen lieber weiter auf die Hochebene.

Die Bergkulisse ist atemberaubend, die Gletscher nahe, führt der Pass doch in eine Hochebene mit über 1000 km2 ewigem Eis.

Wir fahren ein Stück weit die Strecke in Richtung Ara-Bel Ashuu, suchen einen Stellplatz.

Es ist sehr windig und nicht gerade warm, wir machen erstmal einen Spaziergang zum kleinen See unterhalb und schauen uns um.

Als es immer bewölkter wird und Gewitter in der Ferne aufziehen, lassen wir den Übernachtungsplan trotz der atemberaubenden Kulisse fallen und fahren wieder talwärts.

Als die Schotterpiste sehr breit und übersichtlich ist, darf Paul probeweise ans Steuer. Er macht ja gerade den Motorradführerschein (A1) und weiß schon, wie das mit Kupplung und Motorbremse funktioniert.

Bald finden wir kurz vor dem Wasserfall einen schönen Stellplatz am Fluss.

Ein Einheimischer hatte uns eine gute Nacht gewünscht: "Good place, no wolves."

*Übernachtung Wildcamp*

Morgenimpressionen:

Noch von den hohen Felswänden beschattet machen wir uns ein gemütliches Frühstück, Eier, Kaffee und so, und sortieren unser Zeug ins Auto. Dann geht es runter nach Barskoon, erstmal einkaufen.

Dann sind wir auf der Suche nach einem Platz für einen Ruhetag, beispielsweise um Wäsche zu waschen.
Übermorgen vormittags wollen wir K. bei seiner Unterkunft abholen, damit wir gemeinsam weiterreisen können.
Wir sind in der Nähe des Issyk-Köl-Sees, und nahe dem Ufer soll als weitere Sehenswürdigkeit ein Salzsee sein, wo man kurhalber baden kann.

Also fahren wir die rumpelige Staubpiste zum Salzsee, 12 km. Dort finden wir eine Art Hütten- und Jurtendorf vor, mit Imbissbuden und vielen Leuten, einfach so ohne jeglichen Gestaltungswillen auf die Schotterfläche gesetzt erinnert es mich an Schilderungen aus der Zeit des Goldrauschs. Drei Leute reden gleichzeitig auf uns ein, wollen Parkgebühr, uns zu ihrem "Hotel" oder ihrem "Cafe" bringen. Die Frage nach einer Dusche wird mit einer Handbewegung zum nahen Issyk Köl beantwortet. Die Weiterfahrt zum kleinen Salzsee kostet zwischen 50 und 150 Som, je nach Anbieter, und führt an einem Schranken vorbei.

Wir verlassen diesen schattenlosen Ort, machen uns auf den Rückweg zur Straße. Unterwegs geht sich noch ein Sprung in den großen See aus, der uns nicht enttäuscht - immer wieder erfrischend!

Leider finden wir bis zum Abend keine Unterkunft, und erreichen abends schon leicht genervt eine eine Badestelle am Issyk Köl, wo der Schilfgürtel unterbrochen ist. Neben ein paar einpackenden lokalen Badegästen steht nur noch ein Wildcamper aus Kasachstan da.

Als wir noch herumdiskutieren, wo wir das Auto parken, dass es hier eine Menge Gelsen gibt, und was wir nicht alles hätten anders machen hätten können, hoppelt ein kleiner Wagen mit Alukiste am Dach zu uns her. Ein belgisches Pärchen mit einem Subaru Justy auf dem Weg in die Mongolei wird heute auch hier übernachten.

Das Abendessen fällt gelsenbedingt kurz aus, bald sind wir in unseren Zelten, konnten aber vorher noch kurz mit K. telefonieren. Der organisiert uns für morgen abend Schlafplätze im Guest House, wo er in Kochkor untergebracht ist. GUT.

Ich gehe noch bei Vollmond eine Runde im warmen See schwimmen. Gelsenfrei!

*Übernachtung Wildcamp*

 


5) Kochkor-Naryn und fast nach China

(zur ausführlichen Fassung geht es hier)

 

Morgens ist es bewölkt und Regenwolken ziehen über den See. Dementsprechend veranstalten wir kein großes Frühstück, sondern erledigen zuerst die Packerei, und als uns der erste Schauer erwischt, ist das meiste erledigt. Kaffee trinken wir im Wagen und futtern ein paar Kekse dazu. Und schon sind wir unterwegs, es ist noch vor 8, Rekordfrühstart!

Am Weg nach Kochkor, etwa 50 km, machen wir einen ausgiebigen Spaziergang über einen Friedhof, der am Weg liegt:

Irgendwann wird uns klar, dass die vermeintlichen Häufen mit Baumaterial einfach auch Gräber sind. Namenlose, schmucklose, sehr einfache Gräber.

Der Grabschmuck ist sehr durabel, das Höchste der Gefühle sind Plastikblumen, die der starke Wind irgendwann zerlegt und rund um den Friedhof verteilt.

Und weiter geht es. Die Strecke ist dieselbe wie am Herweg, nur diesmal ohne Regen.

Klo-Anlage am Weg. Für uns einfach zu merken: M heißt Männer:

Nochmal der Stausee. Hübsch!

Wir kaufen eine Melone, und machen Siesta unweit der Stadt. Bei der Unterkunft können wir eh erst am Nachmittag einchecken.

K. hat uns die Koordinaten des Guest House von Herrn Taalai geschickt und eine kurze Beschreibung. Gut so, denn ohne das hätten wir hinter dem blauen Holztor sicher keine Unterkunft vermutet.

Wir werden aber erwartet, und dürfen gleich unsere Zimmer beziehen. Draußen braut sich ein Sturm zusammen, wir schauen dass wir ins Haus kommen, und als wir glücklich alles drin haben, beginnt es waagrecht zu regnen. Halleluja!

Unsere Zimmer sind schön, und wir machen es uns bequem. Bekommen Tee und eine kleine Jause (Marmelade, Brot, Butter, Joghurt, Obst, Kekse).

Auf die warme Dusche müssen wir nämlich noch etwas warten, weil der Strom ausgefallen ist, der die Wasserpumpe betreibt.

Knapp zwei Stunden später ist der Strom wieder da, und wir können duschen und Wäsche waschen.

Abnds ruft mich K. an, er ist mit seiner Wanderung fertig und steht am Ende der Fahrstraße, ob wir ihm vielleicht entgegen kommen könnten? Er hat kein Taxi gefunden, das ihn abholt, und sonst wären es noch etwa 10 km Rückweg. Wird gemacht!

Abendessen!

*Übernachtung Guest House*

Nach opulentem Frühstück sind wir bald unterwegs, die Fahrt von Kochkor nach Naryn auf der Hauptstraße ist recht flott und führt über den Dolon Ashuusu (3030 m). Die Sonne lässt sich nur manchmal für ein paar Bilder blicken, aber es regnet entgegen der Vorhersage nicht.

Blick unters Auto: alles OK

Eines der häufigen Denkmäler, unterwegs:

Wir landen am frühen Nachmittag im Celestial Mountains Guest House. Das GH ist sauber, aber nicht sehr einladend. Enge Duschzellen und Klos mit Plastikfalttüren. Speiseraum im Keller. Wir teilen uns auf 2 Jurten auf, beide riechen recht muffig, haben Stockflecken.

Eher als einfache Unterkünfte als für Nomadenleben gedacht: Jurten mit Möblierung und ohne pflegeintensive Bodenteppiche:

Egal, wir müssen Vorräte einkaufen. Zuerst fahren wir tanken, füllen auch den halbvollen Benzinkanister an. Dann zum Einkauf in den Bazar, wo wir nach Gemüse, Brot, Wurst, Bier und H-Milch auch noch Schwarztee und Zucker für Paul bekommen - sein neues Lieblingsgetränk.

Hier gibt es Samsa und andere Brotspezialitäten:

Plastikwaren, Gartenbedarf:

Der Gemüsehändler unseres Vertrauens bietet auch bereits abgepacktes Gemüse an!

Melonen werden wie überall direkt aus dem Wagen verkauft:

Wieder zurück beim Guest House: auch hier sind die Treppenstufen in unterschiedlichen Höhen ausgeführt. Das hält fit und aufmerksam!

Die kirgisischen Herren tragen gerne den traditionellen Filzhut, Kalpak genannt, zum Anzug.

Der Naryn-Fluss ist - schmelzwassergespeist - naturgemäß recht trüb. Und wild.

Spielplatz:

Naryn war eine wichtige Stadt an der Seidenstraße und hat heute als Provinzhauptstadt geschätzt 50.000 Einwohner. Hier einige der kleineren:

Von hier führt die Straße über den Torugart-Pass (3752  m) nach China.

Wir haben ihn nicht gesehen - aber es soll hier den Oberleitungsbus Naryn geben - damit ist Naryn die kleinste Stadt der Welt mit einer Oberleitungsbus-Linie.

*Übernachtung Jurte*

Nach einem eher einfachen Kellerfrühstück verlassen wir Naryn bei Regen. Unser Plan sieht vor, dass wir zu einem Gebirgssee im chinesische Grenzgebiet fahren, dort übernachten, und morgen eine Wanderung zu ebenjenem See unternehmen. K. hatte dazu schon vor Wochen über einen Mittelsmann entsprechende Genehmigungen besorgen lassen, weil dort ist für Ausländer Sperrgebiet.

Es tropft immer wieder beim Sonnendach rein, Eva muss abwechselnd unter dem Sonnendach und an der Windschutzscheibe wischen. Aber die Stimmung ist gut, das Wetter wird schon besser, und bald gibt es wieder Fotomomente. Nach Ak Muz geht es auf einer Wellblechpiste weiter, oder lieber daneben auf einer leicht verschlammten Parallelspur.

Nach drei Stunden erreichen wir gegen 14 Uhr die Kontrollstelle auf knapp 3500 m Höhe - und werden abgewiesen! Ein Stempel fehlt auf den extra besorgten Border Permits. Es hilft alles nichrs, wir müssen zurück. Der Bergsee Köl Suu (wörtlich: See Wasser) ist damit für uns gestorben, heute kommen wir nicht vor Behördenschluss nach Naryn und morgen ist Sonntag ...

Die Kontrollstelle des Militärs:

Inzwischen ist es immerhin sonnig, nur beim improvisierten Picknick erwischt uns ein kleiner Regenschauer.

Ein Tiertransport, vorn auf der Stoßstange zwei nicht mehr so gute Exemplare, hinten auf der Ladefläche die munteren Tiere.

Irgendwann, mit ein paar lockeren Plomben mehr, sind wir wieder auf der Hauptstraße angelangt. Nach etwas hin und her ob wir weiterfahren oder es für heute gut sein lassen, fahren wir zurück nach Naryn - diesmal aber zum Khan Tengri Hotel ***.

Was für eine gute Entscheidung! Den restlichen Nachmittag rasten wir, duschen, und machen uns dann auf einen Abendspaziergang zum Essen.

Kurdaak ist ein Fleischeintopf:

Oder lieber einen sehr würzigen Salat, natürlich mit Fleisch?

Eine kleine Lobby vor unserem Zimmer:

Wasserkocher und, auf zufoliertem Teller, zwei Teebeutel und die landesübliche Menge Zucker dafür.
Man muss dazu sagen, dass in Kirgistan der Teebeutel mehrfach verwendet wird, aber nur für wenige Sekunden in die Tasse gehängt wird. Da kommt man mit zwei Teebeuteln schon recht lange aus.

*Übernachtung Hotel*

 


6) Tasch Rabat - Mels Ashuu - Song Köl

(zur ausführlichen Fassung geht es hier)

 

Vom gestrigen Schlechtwetter ist nichts mehr zu bemerken, ein wolkenloser Tag steht bevor. Nachdem die erweiterte Anfahrt über die Südroute nicht geklappt hat, steht heute der direkte Weg nach Tasch Rabat auf dem Programm. Aber erstmal Wasser filtern, packen, Frühstück.

Wir packen unsere Sachen ins stark nach Benzin müffelnde Auto. Hm. Der Benzinkocher reist seit einigen Tagen außen am Dachträger mit, und eine intensive Besichtigung von Motorraum und Wagenboden hatte auch keine benzinfeuchten Stellen an Schläuchen, Tank oder Benzinpumpe gezeigt. Bleibt nur noch der hinten mitreisende Reservekanister. Diese Stahlkanister sind eigentlich dafür bekannt, dass da nichts ausgast. Bei Höhenänderungen ändert er sein Volumen gerne mal mit einem vernehmlichen Knacken. Aber vielleicht ein ganz kleines Loch? Also binde ich den Benzinkanister mit Reepschnur vorne auf die Stoßstange. Man wird sehen.

Heute ist wirklich ein Kaiserwetter, wir halten öfter für Fotos an. Unter anderem können wir mehrere große Schwarzmilane ablichten:

Zuerst sind es etwa 80 km Asphalt mit nur wenigen Bodenwellen und praktisch schlaglochfrei, das macht müde, weil man trotzdem ständig 100% aufmerksam sein muss, damit einen das gelegentliche Schlagloch nicht voll erwischt. Dann zweigt die 15 km Rüttelpiste nach Tash Rabat ab:

Unterwegs halten wir an, um einige Wiedehopfe zu fotografieren:

Da bemerke ich dass der Kanister auf der Stoßstange rinnt. Verdammt! Schnell abgepackt und in den Tank gefüllt was reingeht - wir waren natürlich erst vor 50 km an der Tankstelle. Es reicht, um den Benzinpegel unter die undichte Stelle zu kriegen. Anscheinend hat an einer durch einen Knick vorgeschädigten Stelle das Material durch das ständige ein- und ausbeulen (Höhenunterschiede) nachgegeben.

Bei der Gelegenheit werden auch andere Kleinigkeiten erledigt. So lockert sich ständig unwichtiges Zubehör durch verlorene Schrauben:

Die Fahrt durch das Tal zur Karawanserei Tasch Rabat ist trotzdem sehr schön, auch die 500 Jahre alte Anlage gibt was her und ist ein beliebtes Ausflugsziel.

Öffentliche Toiletten!

Eines der Jurtencamps weiter unten im Tal wird besichtigt:

Hübsche Interpretation des typischen kirgisischen Waschplatzes: Seife, Wasser, Becken, x4.

Ein seltener Ural-Handwagen:

Riegel aus Wasgraddawar:

Im Endeffekt wollen wir doch nicht bei einem der Camps bleiben (zumal die ohnehin keine Dusche haben) und uns lieber einen wilden Zeltplatz suchen. Da kann man wenigstens im Heckzelt etwas Körperpflege betreiben.

Und wir werden fündig. An einer Sandsteinwand etwas windgeschützt, haben wir einen schönen Blick über das Tal, ohne von der Straße aus gesehen zu werden. Da muss der Wagen runter:

Und das lohnt sich!

Eine von Pauls Aufgaben: Bier einkühlen!

Die gewöhnliche Kratzdistel (Cirsium vulgare):

Äh, die hier ist gemeint:

Abendessen: Sterz mit Tomaten, dazu gibt es Wurst und Käse.

Abends wird es recht kühl, wir setzen uns zum Kartenspielen ins Heckzelt. Gegen 2130 ins Bett, genau dann beginnt es zu regnen.

*Übernachtung Wildcamp*

Gemütlicher Vormittag, der Nachtregen ist abgezogen und auch die restlichen Wolken halten sich nicht mehr lange. Die Nacht war mit 5 Grad unsere bisher kälteste. Sind ja auch auf knapp 2900 m.

Aber die Sonne wärmt, beim Frühstück richten hat es schon 15 Grad und bald sitze ich mit Sonnenschirm da. Wir trödeln beim Packen ein bisserl rum, und versuchen mit Hotelseife und Kaffeemehl die benzingetränkte Stelle im im Kofferraumteppich zu neutralisieren. Schreiben Polsterschaum auf die Einkaufsliste. Irgendwann ist wieder alles eingepackt. Zu viert ist es dann doch etwas eng fürs Gepäck.

Um 11:30 steht die Strecke zum Bergsee Song Köl auf dem Programm, die wir in zwei Tagen fahren wollen. Der erste Teil geht über den Schotterpass Kulak Ashuu (3390 m) und den MELS Ashuu (3241m) und ist sehr schön zu fahren. Spektakuläre Fotomomente, die aber auch viel Zeit kosten.

Ganz aus der Nähe: Murmeltier!

Etwas weiter entfernte Murmeltiere:

Eine Straße nach meinem Geschmack!

Mit kleiner Furt sogar:

 

Yaks!

Das Passmonument des MELS Ashuu. Der Pass ist nach den vier kommunistischen Vordenkern benannt: Mark, Engels, Lenin, Stalin (MELS). Er ist nur zwei Monate lang im Sommer geöffnet, den Rest des Jahres zu schlammig oder zu verschneit. Für uns passt es gerade, glücklicherweise.

Die Kirgiesen beschäftigen offensichtlich Künstler in der Straßenverwaltung, anders lässt sich so ein Schild mitten auf einem etwa 30 km langen herausfordernden Schotterpass, noch dazu an einer sehr einfachen und übersichtlichen Passage, eigentlich nicht erklären. Dadaismus pur.

Erst gegen 1530 landen wir im kleinen Ort Baetov und können in einem Cafe etwas zu Mittag essen. Sehr authentisch, die Speisekarte nur auf russisch aber der Kellner tippt uns die Sachen in eine Übersetzungsapp am Smartphone oder zeigt uns Bilder der Speisen.

Hier die durchaus üblichen sanitären Einrichtungen: der Bub füllt gerade das Handwaschbecken im Hof nach. Das hat einen eigenen kleinen Wassertank. Weil der Hahn tropft, ist das Nachfüllen für jeden Gast separat notwendig. Das Wasser stammt wahrscheinlich aus dem nächsten Bach oder einem Regenwassertank.
Die beiden Türen im Hintergrund sind die landesüblichen Wasserspar-Toiletten.

Die Getränkekarte ist überschaubar, es gibt ausschließlich Tee. Dafür aber interessante Gerichte, wie dieses eher kohlehydrathaltige Mahl: Buchweizen mit Nudeln und Reis, dazu ein Omlett mit Kajmak (einer Art Rahm).

Nach dem Essen, Einkauf (wir haben Polsterschaum gefunden!) und einem Tankstopp geht es im Tal des Naryn weiter. Leider ist dort die Brücke bis 1. September gesperrt. Autsch, da geht unsere Planung wortwörtlich den Bach runter. Das bedeutet einen 100 km Umweg nach Naryn und weiter über den Terskej-Topok-Pass zum Song Köl, einem der schönsten Hochgebirgsseen des Planeten und dem Sehnsuchtsziel der Kirgisen.

Vorher aber wird es dunkel und wir brauchen einen Schlafplatz.

Bei Sonnenuntergang finden wir endlich einen schönen Platz in einem Canyon mit Wildwestambiente, direkt über einem kleinen Bach. Es ist trocken und warm, und wir sind ganz alleine dort, so dass wir auf das Heckzelt verzichten und einfach unserem Tisch hinter den Wagen stellen, beim Abendessen und einer Runde kartenspielen auf den Sternenhimmel warten. Wir werden nicht enttäuscht!

*Übernachtung Wildcamp*

Gute Nacht gehabt, beim Frühstück den Greifvögeln bei der Thermiksuche an den Felswänden zugeschaut. Morgens noch ein paar Handvoll Feuerholz zusammengesucht und vorne ans Auto gebunden, weil oben am Song Köl gibt es keines - und es kann kühl werden.

Das große Polsterschaummassaker!

Fürs Frühstück ist bereits ein Sonnenschutz notwendig:

Der tägliche kleine Kampf mit der Hülle vom Dachzelt:

Anschließend fahren wir zum dritten Mal auf dieser Reise nach Naryn, Paul bringt uns heil bis zur Hauptstraße. Nach ein paar einleitenden Rückfragen.

Auf dem weiteren Weg können wir an einem Dorfbrunnen unsere Wasservorräte aufstocken.

LKW-Reifen Upcycling:

Damit der Umweg was taugt, halten wir in Naryn zum Duschen, Mittagspause machen und nochmal Einkaufen. Bick auf Naryn von Westen:

Nachdem eine lose Blechabdeckung im Motorraum einen Höllenlärm verursacht hat (3 von 4 Schrauben fehlen und die vierte ist locker), fixieren wir das Ding mit Kabelbindern und können weiter, zum Song Köl. Das erste Stück auf Asphalt geht flott, und auch der folgende erste (namenlose) Schotterpass ist schön zu fahren.

Auf dem Weg sehen wir einige Nadelbäume, ausgewachsene Exemplare, auf 2800 m Höhe!

Vor dem Beginn des Teskej-Topok-Pass (3140 m), finden wir einen schönen Platz am Bach und schlagen unser Lager auf. Es wird rasch kühl und feucht, aber im Heckzelt lässt es sich aushalten.

*Übernachtung Wildcamp*

 


7) Song Köl - Kyzil-Oy

(zur ausführlichen Fassung geht es hier)

 

Die Morgensonne wärmt schnell alles auf.

Wasser filtern aus dem Flüsschen:

Bei Sonne fahren wir die 33 Kehren des Schotterpasses hinauf.

Tatsächlich soll das der schönste kirgisische Pass sein, und aufgrund von Fotos habe ich mich auf ihn schon lange gefreut. Und er liefert! Mit einem alten russischen Truck und unzuverlässigen Bremsen würde ich ihn allerdings ungern bergab fahren müssen:

Oben dann schon der Blick auf den Song Köl, der blau und mächtig in der Ferne leuchtet. Bis dahin sind es aber noch gut 15 km auf guter Piste, meist im 2. oder 3. Gang geht es wieder hinunter auf 3000 m zum See.

Wir wählen das ruhigere Südufer und schlagen unweit des Ak-Saj Jurtencamps unser Lager auf.

Platz wäre ja genug ...

Zuerst die Schlafzelte, dann das Heckzelt und schließlich kommt doch noch unser Klozelt zum Einsatz - hier, wo man kilometerweit blicken kann und es keinerlei Bewuchs gibt, erleichtert das unser Leben doch sehr.

Am Nachmittag wird erstmal gechillt ...

Der See und die umgebenden Berge sind eine Augenweide, überall grast Vieh und futtert das reichlich vorhandene Edelweiß. Pferde und Schafe sind vor allem zu beobachten, in Herden zu Hunderten, und die zugehörigen Jurten der Bauern, die hier ihre Sommerweiden haben.

Nach dem gemütlich-warmen Frühnachmittag kommt leider starker Wind auf und das Heckzelt muss wieder seine Qualitäten beweisen. Da der Wind das Zelt nach innen drückt, wird mit einer Vorzeltstange verstärkt:

Gegen Abend merken wir schnell, dass wir hier über 3000 m hoch sind, die Temperatur wandert gegen den Gefrierpunkt. Trotzdem: Fotolicht!

Ich liebe mein Reise-Tele!

*Übernachtung Wildcamp*

Der Morgen ist ungemütlich, die umgebenden Gipfel sind wolkenverhangen, Regenwolken ziehen über den See, starker Wind.

Nach einem Heißgetränk marschiere ich den Kilometer zum Jurtencamp und sondiere die Lage, weil ein Ruhetag im Überlebensmodus bei Regen, Wind und Kälte kann nichts. Die Campleiterin Alisa hat eine Jurte für uns, und wenn wir in den nächsten 20 Minuten kommen, gibt es auch noch Frühstück. Hurra!

Wenig später fahren wir bei einsetzendem Nieselregen rüber zum Camp. Gerade mal das Dachzelt haben wir eingeklappt und die Abdeckhaube drübergeworfen. Wir erwischen noch das Frühstück und dürfen in die kurzfristig eingeheizte und saubergemachte Jurte Nummer 16 einziehen.

Danach verstauen unsere Trümmer, packen die Möbel aufs Dachzelt und bauen die Zelte bei einsetzendem Schneefall ab.

Shopping am Weg:

Wir machen es uns in unserer Jurte bequem, packen unsere Geräte zum Laden aus, holen Körperpflege nach, so gut es geht. Dusche gibt es im Camp keine, dafür einen Wasserkrug und eine Schüssel in jeder Jurte.

Lustige Fahrzeuge ums Camp:

Vormittags klart es auf, Fotowetter!

Der Weg zurück zum Camp: Das seltsame Gebilde mit den alten Reifen ist ein Tor beim Nationalsport Kok-Boru, wo sich zwei Mannschaften reitend um einen Ziegenkadaver streiten.

*Übernachtung Jurte*

Frühmorgens hat es etwa -5 °C, alles ist voll Rauhreif, immerhin können Plumpsklos nicht einfrieren. Beim Holzhackplatz sammle ich einen Arm voll Reste zusammen, feuere den Ofen an und verlasse das Zelt für ein paar Bilder.

Kaffee!

Aufbruch - wir folgen dem Ufer weiter auf einer Straße, die angeblich für einen Besuch von Boris Jelzin angelegt worden war - und seitdem nicht mehr instandgesetzt wurde. Alle Brücken fehlen, es gibt mehr oder weniger rumpelige Umfahrungen durch die Bach- und Flussbetten. Die Spur ist fallweise zugewachsen, kaum erkennbar, aber laut GPS-Track sind wir richtig.

Erst als wir das Grasland um den See mit seinen Weiden und Jurten verlassen, wird die Piste in den felsigen Hügeln wieder besser sichtbar.

Das GPS führt uns über den wenig befahrenen Jilbel-Pass (3267 m) und über viele steile Schotterkehren hinunter ins nördlich gelegene Jumgal-Tal und weiter nach Kyzil-Oy, dem roten Lehmdorf.

Picknick:

Es ist dank frühem Start und einer kurzen Picknick/Siestapause erst 15:30 als wir beim Tagesziel eintreffen: Kyzil-Oy, dem roten Lehmdorf. Hier hat K. für uns in einem sehr authentischen Guest House bei Frau Katja eine Übernachtung gebucht. Unsere Zimmer werden gerichtet, Tee serviert, wir können nach 3 Tagen wieder mal unter eine Dusche, aaah.

Kleines Abendessen: ALLES vom Willkommenstee wird nochmal aufgetischt, zusätzlich gibt es Lagman (Eintopf mit Nudeln). Bis auf den Eintopf werden wir alles beim Frühstück wiedersehen - ein "leerer" Tisch geht in Kirgistan gar nicht!

*Übernachtung Guesthouse*

 


8) Kyzil-Oy - Bishkek

(zur ausführlichen Fassung geht es hier)

 

Das Guest House: rechts ist für Gäste (3 Zimmer) und links für die Familie. Das Guest House hat WC und Dusche.

Berta die dreibeinige Henne:

Unsere Gastgeberin Katja, hat ein großes Herz für Katzen!

Heute fahren wir das letzte Stück nach Bishkek, etwa 200 km. Am Weg liegt nahe Kojumkul ein altes Mausoläum, halb verfallen, wo der berühmte Ringer Koshomkul uluu Kaba (Kyrgyz Giant) seit 1955 beerdigt ist. Er war mit seinen 2,36 m weithin bekannt, und heute ist der Sportpalast in Bishkek nach ihm benannt.

Neben uns parkt eine Buhanka, und ich darf mal reinschauen:

Bald darauf erreichen wir die Haupstraße Bishkek-Osh, eines der großen Bauprojekte des Landes.

Auf der Südrampe können wir noch einige Greifvögel ablichten (vielen Dank an Matti von 4x4travel.org fürs Identifizieren!):


Adlerbussard


Mäusebussard


Adlerbussard

Abwärts:

Wie überall im Land sehen wir auch hier ausschließlich Steigungen und Gefälle mit 12%. Da wurde wohl mal groß eingekauft:

Bald darauf erreichen wir die Einfallstraße nach Bishkek. Irre viel Verkehr, drei bis vier "Spuren" auf der eigentlich zweispurigen Straße, jede Menge Querverkehr und zufahrende Autos, LKW, Marschrutkas. Sehr sehr anstrengend zu fahren. Überholt wird schon auch mal kolonnenweise nach dem Motto "der da vorne wird schon was sehen".

Endlich wieder im Soluxe Hotel - Klima an, duschen, Zelte auf der Terrasse trocknen die wir regennass einpacken mussten. Dachzelt ausklappen, ausräumen, lüften. Auto komplett ausräumen für die Rückgabe. Navihalterung, Dashcam, Ladestromadapter ausbauen. Und vieles mehr.

Abends dann nochmal raus, in ein paar Minuten zum "Taksim" spaziert, einem türkischen Restaurant auf dem Chuy Boulevard. Sehr gut gegessen, mit Springbrunnen auf Rollen und viel Deko:

*Übernachtung Hotel*

Ausschlafen. Hotelfrühstück - in den letzten drei Wochen wurde die Kapsel-Kaffeemaschine repariert und ein Toaster angeschafft. Dann umpacken und das Auto zum Autowäscher bringen, wo es in 2 Stunden um 500 Som innen und außen gereinigt wird.

Zum Chuy Boulevard, Souvenirs kaufen:

Abends dann den treuen UAZ zurückgeben. Von dort mit dem Taxi zum Hotel, wie so oft ein Privattaxi mit gesprungener Scheibe und unser erstes Taxi, das NICHT rechtsgelenkt ist.

Zum Abschluss gönnen wir uns ein Abendessen im "Arzu", wo wir vor drei Wochen unseren Einstieg in dieses schöne Land hatten.
Gegen 21:30 ist für uns Schluss, Taxi zum Hotel, Bettruhe, wir müssen morgen früh raus und zum Flughafen.

 


9) Nachbereitung

(zur ausführlichen Fassung geht es hier)

 

Statistisches von unserer Rundreise:

In den 19 Tagen unserer Rundreise haben wir mit dem Wagen knapp 2000 km zurückgelegt, sind dabei etwa 110 Stunden gefahren.
Die Durchschnittsgeschwindigkeit war dabei 17,8 km/h und die höchste je erreichte Geschwindigkeit 99,96 km/h.
Wir haben insgesamt etwa 22.000 Höhenmeter zurückgelegt, und waren zwischen 665 m und 3899 hoch..
Grün = geplant, Orange = gefahren.

Wir haben auf der Rundreise 10x gezeltet, 4x in Jurten geschlafen, 3x im Guest House und 1x im Hotel.

Alles in allem eine gelungene Reise, nach der wir ein wenig Erholung brauchten ;-)

 

 
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